Das Essen ist lecker, die Kunst ist fad!
Wenn sich Kunst selber auf den Arm nimmt, darf man sich dann als Kritiker erlauben ironische Kommentare über die Kunst zu machen?
(Eine nicht so ernst gemeinte Kunstkritik in der « post-närrischen » Jahreszeit.)
Jedem treuen Besucher des Casinos, in Luxemburg Stadt, wird wohl auch die Tendenz aufgefallen sein, dass die eigentliche Austellungfläche für zeitgenössische Kunst in regelmässigen Zeitabständen reduziert wurde, zugunsten einer grösseren Fläche für sogenannte « restaurative » Zwecke : Bar und Restaurant.
Frage :Ist es einfacher das Essen zu verdauen anstatt die Kunst?
Die Antwort lautet eindeutig : JA!
Den Beweis dafür liefert z.B eine kürzlich bei Schülerinnen einer 1re E (LGL) gemachten Umfrage. »Welche Kunstmuseen der Stadt Luxemburg sind dir bekannt ? »
Nur eine Schülerin von 25 bennante dabei das oben genannte Casino.
Eine Nachfrage an die Lehrer(innen) warum das denn so sei, ergab eine klare Antwort :
« wir gehen schon lange nicht mehr mit Schulklassen ins Casino, weil die dort gezeigte Kunst, Schüler und Schülerinnen weit überfordert und weil man oft selber als Lehrer seine Mühe hat die ausgestellten Werke intellektuel zu verdauen.
Eines steht fest. Gehen mehr Leute ins Museumscafé als ins Museum selbst,dann ist das Essen eben besser als die Kunst!
Im Informationsflyer zur Austellung « La commedia dell’arte :Kunst als Maskerade » wird dem Besucher folgendes vorgeschlagen :«possibilité de dîner au ca(fé)sino suite à la visite ». Wäre es hier nicht realistischer gewesen zu schreiben : » Possibilité de dîner au caf(é)sino sans aucune visite! »
Frage :Kann man schwer verdauliche Kunst besser in einem komfortablen Sessel geniessen?
JA!
Der Besuch der Austellung » La Commedia dell’Arte :Kunst als Maskerade », die zufällig gut in eine postnärrische Jahreszeit passt, da in diesem volkstümlichen Theater alle Schau-spieler Masken tragen, verlangt eine bessere Sitzgelegenheit. Und die hat man hier leider nicht. Man muss nähmlich ungefähr 60 Minuten auf einem unbequemen Hocker ausharren, um sich die vier Videoarbeiten von Alexander Glandien, Loïc Vanderstichelen , Jean-Paul Jacquet und Clara Thomine anzuschauen.
Die Sitzgelegenheiten in der Bar sind viel bequemer als jene in der sogenannten Blackbox. Nach einer Stunde nicht gerade spannender Visionierung der 4 Videoarbeiten, spürt man doch Schmerzen im unteren Rückenbereich. Ist das bewusst so gewollt, damit man sich nachher erleichtert in einem der komfortablen Designersesseln der Bar des sogenannten « Aquariums » nierderlassen kann um ein Glas Champagner zu geniessen ?
Frage :Ist Kunst bewusst oft so komplex dass man sich als Zuschauer dumm vorkommt und sich nachher den Katalog kaufen muss um zu verstehen was der Künstler uns im Grunde mitteilen wollte?
Auch hier lautet die Antwort : JA!
Es gibt zu dieser Austellung kein Buch aber ein kleines Faltblatt auf dem man nachlesen kann , dass die Videoarbeiten sich alle auf ironische Art und Weise mit dem Thema « the making of » von Kunst befassen.
Dass Kunst oft als Thema die Kunst selbst sein kann ist wohl nicht ganz neu. Die so-gennante Konzeptkunst der 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts befasste sich bereits ausgiebig mit diesem Thema. Der Begriff « Tautologie » wurde in die Kunstwelt eingeführt. Nur wird das, im Falle dieser Austellung, nicht so intellektuell präsentiert, sondern eher mit einem humorvollem Unterton.
In diesen Videos geht es z.B um Preisverleihungen, ein wichtiger Bestandteil der Kunstszene die sich immer gerne selber feiert. (« Popcorn » von Clara Thomine).Es geht um Kunst ohne echte Konfrontation (« La nature » von Clara Thomine) und um die Vorbereitungen einer Austellung (« Making of », Alexander Glandien), die der Künstler für seine eigene Austellung verfilmte.In « La Cascade » von Loic Vanderstichelen wird sich über einen Kunstexperten lustig gemacht , der beauftragt wurde die Inventur der Sammlerstücke eines Museums zu machen, das vergrössert werden soll. Bei allen Videos werden stereotype Diskurse und Kommentare über Kunst karikaturiert.
Welch ein Genuss um einmal volkstümlicher über moderne, zeitgenössische Kunst reden zu dürfen.
Zum Abschluss darauf ein dreifach donnerndes Hellau ! Hellau ! Hellau !