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Linke Kulturpoltik : Alles nur Schnee von gestern?

Kulturpolitik spielt im aktuellen Politzirkus eine eher marginale Rolle. Themen wie Flüchtlingskrise und Klimawandel dominieren die Tagespolitik.

Hauptursache ist die Tatsache, dass viele der Grundforderungen linker Kulturpolitik aus den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts realisiert wurden.

Der Wunsch « Kultur für alle » ist erfüllt. Hoch- und Massenkultur werden gleichberechtigt als Kunstform angesehen. Oper oder Musical, jeder kann frei wählen . Für alle Kulturmuffel gibt es heutzutage die Möglichkeit, von Zuhause aus Kulturelles zu erleben via Internet und Livestream.

Kultur ist demokratisch geworden. Es gab noch nie so viele kulturelle Angebote wie heutzu-tage. Man braucht nur einen Blick auf das « City Magazin » der Stadt Luxemburg zu werfen. Es besteht sogar die Gefahr eines Überangebotes. Da man nicht mehr weiss, was man aus- wählen soll, wählt man gar nichts mehr aus!

Der Kulturbegriff wurde erweitert. Keiner traut sich mehr, einen Unterschied zwischen Hochkultur, Alltagskultur oder alternativer Kultur zu machen. Kultur definiert sich heute durch ihre radikale Pluralität.

Kultur wurde dezentralisiert . In den meisten mittelgrossen Städten unseres Landes gibt es lokale, kulturelle Institutionen.

Kulturelle ästhetische Bildung wird grundlegend und flächendeckend angeboten. Vom Kindergarten über die Grundschule bis hin zu den Sekundarschulen. Workshops werden überall angeboten, um Kunst verständlicher zu machen. Wer Künstler(in) werden will, hat es heutzutage noch nie so leicht gehabt.

Trotz all dieser Tatsachen muss aber festgestellt werden, dass Kultur in den Augen der meisten Bürger eine untergeordnete Rolle spielt.

Immer weniger Bürger profitieren von den kulturellen Angeboten. Die Zahl der Museumsbesucher geht ständig zurück. Die Institutionen verlangen immer mehr Subventionen vom Staat. Private Kunstgalerien verschwinden nach und nach von der Bildfläche. Keiner kann sich mehr die teuren Mieten für Geschäfträume in den Städten leisten!

Aber vielleicht liegt es nicht allein am Willen der Zuschauer und Zuhörer. Die Ubersättigung und das Anbieten des Überallgleichen können auch Ursache dafür sein.

Vielleicht wurde in den letzten Jahrzehnten auch zuviel von der Kultur abverlangt. Politiker erhofften von ihr Unterstützung bei der Lösung vieler gesellschaftlicher Probleme, wie z.B Immigration, Integration, interkultureller Dialog , gesellschaftlicher Zusammenhalt, nationales Identitätsgefühl oder internationales Ansehen.

Vielleicht liegt es aber auch am Angebot seitens der Kunst selbst, dass Kultur zu einer Randerscheinung in unserer Gesellschaft geworden ist. Die Postmoderne mit ihren Forderungen nach Vielfältigkeit, Beliebigkeit und Gleichgültigkeit hat ihres dazu beigetragen. Die daraus resultierende Orientierungslosigkeit und Unbestimmtheit der Qualitätskritierien haben die Glaubwürdigkeit der Kunst in den Augen vieler Bürger definitiv in Frage gestellt !

Kann linke Kulturpolitik etwas an diesen Tatschen verändern ? Ob von links oder von rechts, Politik kann da wohl nicht allein die Probleme lösen!

Zuerst liegt es an der Kunst selbst ihr Publikum zurück zu gewinnen, nämlich durch qualitative, fantasievolle und grossartige Angebote (etwas das zum Beispiel Musicals oder Computerspiele anbieten). Dies würde die Einnahmen erhöhen und es gäbe wieder genügend Geld um Invesitionen zu tätigen.

Dann müsste Kultur nachfrageorientierter und mehr nach marktwirtschaftlichen Regeln organisiert werden. Was interessiert die Bürger? Welche Institutionen müssten abgebaut werden mangels Rentabilität ? Linke Kulturpolitker müssen diese bittere Pille schlucken.

Die Bürger müssten sich allerdings in Sachen Kultur auch mehr engagieren. Das fängt bereits bei der Organisation von lokalen, kulturellen Festen an bis hin zur Beteiligung von Amateuren und Laien an professionellen, kulturellen Darbietungen. (bei Film, Theater, Musicals…)

Kultur müsste sich wieder auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren, nämlich auf Kunst und Kreation. Probleme wie die Integration sind in erster Linie Aufgabe eines Bildungs- oder Familienministeriums.

Kulturbrei muss verhindert werden, indem sich die einzelnen Kulturinstitutionen endlich wieder mehr differenzieren. Die Rotondes in Bonneweg und Neumünster im Stadtgrund dürfen nicht mehr dasselbe anbieten!

Um Kulturpolitik erfolgreich für die Zukunft zu gestalten, braucht es also unbedingt ein Umdenken seitens der Politiker aber auch seitens der Künstler und schlussendlich auch der Bürger selbst.

Liebe linke Kulturpoltiker, Ihr habt vieles in den vergangenen Jahrzehnten erreicht.

Dank sei euch. Aber heute brauchen wir keine neue kulturelle Revolution mehr !

Zukünftige Kulturpolitik muss wieder grosse Kunst, marktwirtschaftliche Organisation und bügerliches Engagement in den Mittelpunkt setzen , um nicht weiterhin ein Schatten- dasein zu fristen.